Es gibt so viel Spannendes rund um Alpakas und natürlich viel gute Fachliteratur. Aber einige Besonderheiten seien hier erwähnt.
Und wenn wir schon beim ABC sind: Eigentlich muss es Alpacas heissen, also mit "c" und mit Betonung auf der zweitletzten Silbe. So nämlich heissen diese Tiere in ihrer ursprünglichen Heimat, den Anden. Und so heissen sie natürlich auch in der Romanisch sprechenden Schweiz. Doch im Deutschen ist das Wort Alpaka mit "k" inzwischen gut verankert.
Vor über 5000 Jahren domestizierten und züchteten die Indios auf den Hochebenen der Anden (4000-5000 müM) Alpakas aus der Wildform der Vicuñas wegen ihrer
feinen Faser. Auch heute noch werden Alpakas als Woll- und Fleischlieferanten gehalten, wobei die weitaus grösste Alpaka-Population in Peru lebt.
Das Lama hingegen wurde von den Indios aus dem Guanaco gezüchtet, mit dem Ziel, domestizierte Lastenträger zu halten für die weiten Wege zwischen den Märkten und den Wohngemeinschaften.
Lamas und Alpakas sind immer domestizierte Tiere, während ihre jeweiligen Vorfahren, Vicuñas und Guanacos, auch heute noch wild leben.
Lamas, Guanacos, Alpakas und Vicuñas gehören zur Familie der Kameliden. im Gegensatz zu den "Altwelt-Kameliden", Dromedar und Kamele, gehören sie zu den "Neuwelt-Kameliden".
Sie sind Schwielensohler, d.h. ihr weicher Auftritt verursacht keine Trittschäden auch in sehr steilem Gelände.
Als "unechte Wiederkäuer" verfügen sie nur über drei Magenkompartimente und nicht über vier, wie das Wiederkäuer sonst haben.
Alpakas und Lamas sind sehr genügsam: Sie brauchen jederzeit Zugang zu frischem Wasser und zu Grünfutter oder Heu. Auch im Sommer, wenn die Weiden grün sind, müssen sie Raufutter zur Verfügung haben.
Hier geht es wirklich nicht um Vollständigkeit. Aber ein paar Besonderheiten sollten Sie wissen, wenn Sie sich näher mit Alpakas beschäftigen und eventuell sogar den Wunsch hegen, Alpakas zu halten.
A wie Anden und Alpakas
Die südamerikanischen Anden sind die längste Gebirgskette der Erde. Der höchste Gipfel ist der Aconcagua mit 6961 müM. Alpakas sind in den Anden heimisch und dort findet man auch absolut umwerfende Zuchttiere. Alpakas sind in den Anden aber nicht nur Woll- sondern auch Fleischlieferanten.
B wie "Berserk Male Syndrom" und Body Condition Score BCS
So hart es ist, aber im ersten Jahr müssen Fohlen und insbesondere Hengstfohlen, auf Distanz gehalten werden. Nahe Kontakte zu Menschen können aus herzigen Hengstfohlen sehr gefährliche "Berserker" machen, wenn die Geschlechtsreife eintritt: Tiere, welche Menschen angreifen, weil sie diese als Rivalen empfinden! Das Berserker Syndrom ist nicht heilbar und für solche Hengste bleibt nur noch der Gang in die Metzgerei!
Der Body Condition Score ist eine einfache Methode, wie ohne technische Hilfe das Gewicht von Alpakas regelmässig durch einige gezielte Griffe an bestimmten Körperstellen kontrolliert werden kann.
C wie CAMELIDynamics
Marty McGee Bennett ist Verhaltensforscherin, studiert und beobachtet seit über 30 Jahren das Verhalten von Neuweltkameliden. Sie ist die Gründerin von CAMELIDynamics, einer sehr sanften Methode für das Handling von Lamas und Alpakas, beruhend auf dem Prinzip des Gleichgewichts. Wir haben diese Methode bei Marty McGee selbst lernen dürfen und wir sind nach wie vor überzeugt, dass dieser Weg den Tieren am meisten gerecht wird, am wenigsten Stress verursacht und am zielführendsten ist..
D wie Deckakt
Der Deckakt selbst löst bei Stuten die Empfänglichkeit aus.
Bei der Zucht werden ein geeigneter Deck- oder Zuchthengst und eine geeignete Zuchtstute gezielt zusammengeführt.
Die Paarung dauert zwischen 15 und 25 Minuten.
Versucht ein Hengst eine bereits trächtige Stute zu decken, so hält sie ihn durch Spucken auf Distanz ("Spucktest" zum Feststellen der Trächtigkeit).
E wie Embryos
Embryos bleiben während drei Viertel der Trächtigkeit sehr klein. Somit kann die Stute bei Futterengpässen oder anderen Stressfaktoren den Embryo leicht abstossen. Erst in den letzten zwei bis drei Monaten vor der Geburt nimmt der Fötus massiv an Masse und Gewicht zu.
F wie Faser, Fütterung und Fluchttiere
Alpakas brauchen Gras, Heu und frisches Wasser. Die Mineralienversorgung muss eventuell und in Abhängigkeit der Jahreszeiten durch Mineralfutter oder einen Leckstein sichergestellt werden. Die Qualität ihres Futters, das Klima und die Höhenzone haben einen deutlichen Einfluss auf die Faserqualität.
Alpakas sind zwar eindeutig Fluchttiere. Allerdings wehren sie sich gegen Angreifer, Füchse, Wölfe, Hunde etc. und schützen sich und ihre Fohlen indem sie sich den Angreifern entgegenstellen und sich mit den Vorderläufen verteidigen. Deshalb werden Lamas und hie und da auch Alpakas auch zum Herdenschutz eingesetzt.
G wie Geburt
Die allermeisten Geburten verlaufen ganz normal und die Unterstützung des Menschen ist nicht nötig. Dennoch ist "ein kleines ABC" ungeeignet für dieses Thema. Viel eher sollten AlpakahalterInnen unbedingt einen Kurs besuchen und sich rechtzeitig intensiv mit allen möglichen Vorkommnissen rund um die Geburt vertraut machen. Der Beginn des neuen Lebens ist eben nie ganz ohne Wunder...
Eine Geburt ist aber immer auch ein soziales Ereignis: Die ganze Herde nimmt daran Anteil und begrüsst die neuen kleinen Erdenbürgerchen.
H wie Herdentiere
Alpakas dürfen gemäss Tierschutzgesetz nicht alleine gehalten werden. Sie brauchen ihre Herde! Alles andere führt zu hohem Stress. Deshalb gilt bei uns auch für Transporte: niemals Alpakas alleine in einem Viehanhänger transportieren, denn der Stress kann zu einem Herzstillstand führen.
I wie Immunsystem
Neugeborene Alpakas brauchen in den ersten 4 Stunden genügend Biestmilch/Kolostrum von ihrer Mutter, damit sich ihr eigenes Immunsystem aufbauen kann. Notfalls kann Biestmilch von einem Büffel (ideal), einer Kuh, einer Ziege oder auch einem Schaf verabreicht werden, oder sogar Ersatzkolostrum. Das ist lebenswichtig!
J wie Jahresplan
Hat man eine mittelgrosse oder grössere Herde, lohnt es sich, einen Jahresplan zu erstellen, um Schur, Behandlungen/Impfungen, Deckungen und Geburtsperioden optimal zu planen. Dies erspart den HalterInnen wie auch den Tieren unnötigen Stress.
K wie Kotplatz
Weil die Landschaft in den Anden karg ist und die Nahrungsvorräte beschränkt, legen Alpakas einen oder mehrere Kotplätze an. Sie verteilen ihren Kot nicht auf der ganzen Weide wie Schafe oder Kühe, um nicht ihre Nahrungsquelle zu verunreinigen.
Kotplätze müssen regelmässig abgemistet werden: Dies hilft, den Parasitendruck zu mindern und Kotplätze nicht immer grösser werden zu lassen.
L wie Lama
Dieses kleine ABC gilt ebenso für Lamas, denn sie sind den Alpakas sehr ähnlich. Alle vier Arten von Neuweltkameliden (Lamas, wie auch ihre wilden Vorfahren, die Guanacos, Alpakas und ihre wilden Verwandten, die Vicuñas) lassen sich untereinander kreuzen und ihre Nachkommen bewahren ihre Fruchtbarkeit. Allerdings verliert man dabei die besondere Qualität des Alleinstellungsmerkmals jeder Art.
Kreuzungen zwischen Lama und Alpaka kommen in den Anden recht häufig vor. Man nennt diese Tiere Huarizos.
M wie Microchip und Magen
Neuweltkameliden müssen keine Ohrmarken tragen. Aber seit 2022 muss ihnen ein Microchip eingesetzt werden.
Alpakas und Lamas sind "unechte Wiederkäuer": Sie haben anstatt der üblichen vier nur drei Magenkompartimente.
N wie Nutzung der Neuweltkameliden
Von der tiergestützten Therapie und Weiterbildungsseminarien bis zum Trekking mit trittsicheren Lastenträgern, von der Nutzung der Wolle bis zum Abweiden von Steilhängen - der Nutzung von Alpakas und Lamas sind praktisch keine Grenzen gesetzt.
O wie Ohren
Abgesehen vom Grössenunterschied erkennt man den Unterschied zwischen Alpakas und Lamas am besten an den Ohren: Während Lamas "Bananenohren" haben, sind die Ohren der Alpakas kleiner und spitz zulaufend, wie Lanzette.
P wie Parasiten
Ein möglicher Befall mit Endo- und Ektoparasiten muss regelmässig kontrolliert werden! Dadurch und durch ein sorgfältiges Weidemanagement kann eine Ausbreitung von Parasiten vermieden werden oder ein befallenes Tier oder eine befallene Herde kann rechtzeitig behandelt werden. Dazu empfehlen wir eine Mitgliedschaft bei der BGK (Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer). Gewisse Parasiten, wie zum Beispiel der Kleine Leberegel, können - wenn keine Kontrollen und notfalls Behandlungen erfolgen - tödlich sein!
Q wie Quarantäne
Empfehlenswert ist es, ein zugekauftes Tier zuerst in Quarantäne zu halten, um nicht unwissentlich gewisse Parasiten in eine Herde zu tragen. Tiere, welche aus dem Ausland importiert werden, müssen gesetzlich verordnet in Quarantäne gebracht werden.
R wie Resistenzen und Rangordnung
Auch bei Alpakas und Lamas gibt es inzwischen Resistenzen gegen verschiedene Medikamente und Entwurmungsmittel. Dies sollten Sie immer im Auge haben und mit Ihrem Tierarzt besprechen.
Kämpfe und Gerangel um die Rangordnung gibt es immer wieder in Hengstherden. Auch wenn das Zusammenleben in der Herde mehrheitlich sehr friedlich ist. Deshalb ist es notwendig, die gefährlich spitzen Kampfzähne der Hengste zu kürzen und dann auch jährlich einmal zu kontrollieren.
S wie Schur und Schwielensohler
Die jährliche Schur ist nicht nur durch das Tierschutzgesetz vorgegeben. Es ist für die Tiere auch eine Wohltat, von ihrem dichten Vlies befreit zu werden.
Dank ihrer Schwielensohlen verursachen Alpakas und Lamas keine Trittschäden und eignen sich deshalb bestens für Weiden im steilen Gelände.
T wie Trächtigkeit
Die Trächtigkeit von Alpakas dauert 1 Jahr plus/minus 2 Wochen.
U wie Umtriebsweiden und Unterstand
Umtriebsweiden, welche nicht länger als 2 bis 3 Wochen beweidet werden und danach wieder einen Monat frei sind, sind die beste Methode, um dem Parasitendruck entgegen zu wirken. Allerdings muss man daran denken, dass auf jeder Weide frisches Wasser und Schutz vor extremer Witterung (Sonneneinstrahlung, extremer Regen, Schnee und Windböen) besteht, und dass alle Tiere gleichzeitig Schutz finden können.
V wie Vicuña
Das feingliedrige, scheue Vicuña ist der nächste Verwandte von Alpakas und der Vorfahre, aus dem sie gezüchtet wurden.
Vicuñas leben wild in den Anden. Einmal im Jahr werden möglichst viele zusammengetrieben, um bei einer Schur das besondere hellere Brustvlies zu gewinnen, das dann in Italien von den edelsten italienischen Modemarken verarbeitet und zu extrem hohen Preisen verkauft wird.
W wie Wallache
Idealerweise zwischen 18 und 24 Monaten können junge Hengste kastriert werden, um dann allenfalls auch in Stutenherden gehalten werden zu können. Bei Wallachen ist es dabei von Vorteil, wenn sie nie gedeckt haben, da sonst das Risiko besteht, dass sie trotz Kastration versuchen, bei Stuten aufzusitzen.
Z wie Zähne und Zäune
Neuweltkameliden haben vorne oben eine Kauplatte und nur unten eine Zahnreihe. Die Zähne sollen regelmässig kontrolliert werden, um auch einen allfälligen Abszess rechtzeitig zu erkennen. Insbesondere bei Tieren mit einem Vorbiss muss sichergestellt sein, dass sie gut und genug fressen können. ein Vorbiss kann auch mechanisch korrigiert werden durch Kürzen der nachwachsenden Zähne.
Und zu guter Letzt: Genügend hohe und stabile Zäune sparen Zeit und schonen die Nerven... Bei Gehegen mit Stuten sollten die Zäune mindestens 1.2 m und bei Hengstgehegen mind. 1.5 m hoch sein. Wir erachten Flexzäune/mobile Schafzäune als zu gefährlich und empfehlen klar Gitterzäune.